Diagnose Schizophrenie – wie geht es jetzt weiter?

Die Schizophrenie gehört zu den schwerwiegendsten psychiatrischen Erkrankungen überhaupt. Sie ist gekennzeichnet durch ein komplexes und vielschichtiges Krankheitsbild. Leider ist die Schizophrenie noch immer mit vielen falschen Vorstellungen und Vorurteilen über Symptome und Auswirkungen belastet. Entgegen der weit verbreiteten Meinung hat die Schizophrenie nämlich nichts mit einer Persönlichkeitsspaltung zu tun. Wer zum ersten Mal als Betroffener mit der Diagnose einer Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis konfrontiert wird, ist höchstwahrscheinlich extrem verunsichert oder gar verzweifelt. Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis stellen alle erstmals davon Betroffenen vor ein Rätsel: „Mein Empfinden, Denken und Handeln soll anders sein als das meiner Mitmenschen.“

Zukunftsängste bezüglich sozialer Kontakte, der beruflichen Weiterentwicklung und der Gesundheit machen sich breit. Wie geht es jetzt weiter? Diese Ängste und Sorgen beschäftigen aber nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Angehörige, die sich häufig überfordert und alleingelassen fühlen.
Wir möchten Ihnen auf dieser Website hilfreiche Informationen über die Erkrankung, ihre Hintergründe und die notwendigen Behandlungsmaßnahmen geben.

„Die“ Schizophrenie gibt es nicht. Unter dem Krankheitsbild werden Erkrankungsformen zusammengefasst, die sich im Erscheinungs- und Ausprägungsbild stark voneinander unterscheiden können.3 3. Remschmidt H, Theisen F. Schizophrenie. Springer. 2011; XII; 250: 28.

Jede Schizophrenie ist so individuell wie die Betroffenen selbst. Grundsätzlich lassen sich die Symptome der Schizophrenie in zwei große Symptomgruppen unterteilen:
• Plus-/Positivsymptome
• Minus-/Negativsymptome

Die Diagnose Schizophrenie ist auch für das nahestehende Umfeld der Erkrankten niederschmetterend und oft mit viel Unsicherheit verbunden. Das Wichtigste ist, sich selbst nicht zu verlieren. Es gibt professionelle Hilfe.

Impact der Erkrankung

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Folgen der Erkrankung

Schizophrenie in Zahlen

 

 

 

 

Die Krankheitshäufigkeit für Schizophrenie liegt weltweit bei etwa 1%.4 4. Gaebel W, Wölwer W. Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 50, Schizophrenie. Robert Koch-Institut. Juni 2010.

 

 

 

 

In Deutschland werden pro Jahr etwa 19 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner
festgestellt – umgerechnet auf die Einwohnerzahl bedeutet das: etwa 15.600 neu diagnostizierte Schizophrenie-Erkrankungen im Jahr.4 4. Gaebel W, Wölwer W. Gesundheitsberichterstattung des Bundes Heft 50, Schizophrenie. Robert Koch-Institut. Juni 2010.

 

 

 

 

Im Kindesalter sind Jungen häufiger betroffen als Mädchen. Dies gleicht sich in der Pubertät und im Erwachsenenalter an.3 3. Remschmidt H, Theisen F. Schizophrenie. Springer. 2011; XII; 250: 28.

Ich glaube, ich löse mich auf. Ich fühle mich […] wie eine Sandburg, deren ganzer Sand in die zurückweichende Brandung abrutscht.1 1. Fuchs T. Selbst und Schizophrenie. DZPhil, Akademie Verlag. 2012; 60(6): 887. DOI: https://doi.org/10.1524/dzph.2012.0067; übersetzt aus: Saks ER. The Center Cannot Hold: My Journey Through Madness. 2007. Hachette Books.

Dies ist ein Bericht einer Schizophrenie-Patientin, die damit ihre ersten Krankheitserfahrungen schildert. Es zeigt eine Facette der Erkrankung – den Verlust der Identität und der Fähigkeit, sich selbst als ganzes Wesen zu fühlen (Ich-Störung).

Schizophrenie kann also bedeuten, dass Sie als Betroffener sich entfremdet fühlen und gleichzeitig Ihr Umfeld Ihr Verhalten als fremd empfindet. Das kann Ihre Angehörigen, Partner und Freunde verunsichern und ratlos machen.

Schizophrenie-Betroffene nehmen die Realität als verändert wahr. Für Sie ist es schmerzhaft, wenn ihre Wirklichkeit auf die der anderen Menschen trifft.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8. Ihre sozialen Bindungen werden schwächer, und Sie sind von Rückzug bzw. Isolation bedroht.

Was ist Schizophrenie?

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Wie entsteht eine Schizophrenie?

Die genaue Ursache der Schizophrenie ist noch nicht geklärt. Eins ist aber sicher: Den einen Auslöser gibt es nicht. Es mussten auch bei Ihnen mehrere Faktoren zusammenkommen, um die Erkrankung hervorzurufen. Hierzu gehören beispielsweise äußere Faktoren wie Stress, belastende Erlebnisse oder Drogen. Doch auch innere Faktoren wie die genetische Veranlagung und eine damit einhergehende Anfälligkeit für Schizophrenie spielen eine bedeutsame Rolle.

„Die“ Schizophrenie gibt es nicht. Unter dem Krankheitsbild werden Erkrankungsformen zusammengefasst, die sich im Erscheinungs- und Ausprägungsbild stark voneinander unterscheiden.33. Remschmidt H, Theisen F. Schizophrenie. Springer. 2011; XII; 250: 28 So können beispielsweise bei dem einen Patienten Antriebslosigkeit und Bewegungsarmut dominieren, während bei dem anderen Betroffenen verstärkt wahnhafte Gedanken und Halluzinationen (Sinnestäuschungen) in den Vordergrund treten.

Woher stammen die Begriffe Schizophrenie und Psychose?

Das Wort Schizophrenie stammt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Silben „schizo“ (spalten) und „phren“ (Zwerchfell, Geist, Gemüt) zusammen, was sich mit „Seelenspaltung“ über­setzen lässt. Der Begriff wurde vom Schweizer Psychiater Eugen Bleuler Anfang des 20. Jahrhunderts vorgeschlagen. Mit dieser Wortschöpfung wollte er das stärkste Merkmal dieser Erkrankung betonen: „eine Zerissenheit im Fühlen und Denken“.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8.

Unter dem Überbegriff Psychose versteht man seelische Erkrankungen, bei denen die Betroffenen eine – in den meisten Fällen vorübergehende – Veränderung der Rea­lität im Denken, Fühlen und Handeln erleben. Die Schizophrenie, die auch manchmal als schizophrene Psychose oder Psychose aus dem schizophrenen Formenkreis bezeichnet wird, stellt eine der wichtigsten Erkrankungsgruppen der Psychosen dar. Aus diesem Grund wird der Begriff „Psychose“ häufig auch als Kurzbezeichnung für schizophrene Erkrankungen verwendet.

Schizophrenie erkennen

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Schizophrenie früh erkennen

Die Schizophrenie tritt in der Regel zwischen dem 15. und 35. Lebensjahr zum ersten Mal auf. Bei Männern zeigt sie sich meist das erste Mal im Alter von 20 Jahren, bei Frauen im Alter von 25 Jahren. Die Wahrscheinlich­keit, vor dem 10. Lebensjahr zu erkranken, liegt bei 0,1 – 1 %. Vor dem 15. Lebensjahr liegt sie bei etwa 4 %.5 5. Mehler-Wex C, Schriml SA. Jungend- und Adoleszenzpsychiatrie: Schizophrenie – Erste Symptome bei Kindern und Jugendlichen oft verkannt. Neurotransmitter. 2013; 1: 34-47. Schizophrene Ver­änderungen sind ein schleichender Prozess, der selten ganz plötzlich auftritt.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8. Vor oder zu Beginn der Erkrankung ziehen sich 90 % der Schizophrenie-Kranken zurück oder geben soziale Beziehungen komplett auf.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8. Grund ist ein zunehmendes Misstrauen gegenüber der Umwelt, das sich in Sätzen wie „Etwas ist los, ich weiß aber nicht was.“ oder „Sagt mir doch, was los ist.“ äußert.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8. Bei den ersten Anzeichen für die Erkrankung, in der Fachsprache als Prodromal-Phase bezeichnet, werden für die Umgebung wahrnehmbare und bei Ihnen stattfindende Veränderungen unterschieden.

Äußere Merkmale sind häufig:2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8.

  • Lust- und Antriebslosigkeit
  • Misstrauen/Gefühl der Bedrohung
  • Schlaflosigkeit
  • Sozialer Rückzug

 

Das innere Erleben der Patienten ist geprägt von:2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8.

  • Angstvoller Anspannung
  • Unwirklichem Erscheinen der Umwelt
  • Wahrnehmung als hypnotisiert/telepathisch beeinflusst

 

Wie wird die Diagnose gestellt?

Die Diagnose der Schizophrenie erfolgt anhand von medizinisch festgelegten Kriterien und wird durch den Ausschluss von organischen Erkrankungen bestätigt.5 5. Mehler-Wex C, Schriml SA. Jungend- und Adoleszenzpsychiatrie: Schizophrenie – Erste Symptome bei Kindern und Jugendlichen oft verkannt. Neurotransmitter. 2013; 1: 34-47. Dabei ist nicht ein Symptom ausschlaggebend, sondern eine Gruppe von auffälligen Eigenschaften führt zur Diagnose.3 3. Remschmidt H, Theisen F. Schizophrenie. Springer. 2011; XII; 250: 28 Direkt danach ist es für Sie wichtig, dass frühzeitig und konsequent eine Behandlung der Erkrankung eingeleitet wird.6 6. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/ratgeber-archiv/meldungen/article/schizophrenie-gute-erfolgsaussichten-bei-frueher-behandlung/ (letzter Aufruf: 08.11.2018). Denn je früher Ihre Therapie startet, desto besser ist die Prognose Ihres Krankheitsverlaufes.6 6. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/ratgeber-archiv/meldungen/article/schizophrenie-gute-erfolgsaussichten-bei-frueher-behandlung/ (letzter Aufruf: 08.11.2018). Thera­peutische Maß­nahm­en und Medikamente wie Antipsychotika unterstützen Sie als Patienten bei der Symptom­bekämpfung, Rückfallprophylaxe und Ihrer Rückkehr in den Alltag.6 6. https://www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/ratgeber-archiv/meldungen/article/schizophrenie-gute-erfolgsaussichten-bei-frueher-behandlung/ (letzter Aufruf: 08.11.2018).

Symptome

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Die Symptome der Schizophrenie

Das Erscheinungsbild der Schizophrenie ist komplex und vielfältig. Die Krankheitsanzeichen (Symptome) kommen in unterschiedlichen Schweregraden und Ausprägungen vor. Auch der zeitliche Krankheitsverlauf kann sich von Patient zu Patient unterscheiden.

Das heißt, jede Schizophrenie ist so individuell wie die Betroffenen selbst.

Charakteristische Anzeichen:

Die Symptome der Schizophrenie werden im Allgemeinen in zwei große Symptomgruppen unterteilt:

  • Plus-/Positivsymptome
  • Minus-/Negativsymptome

Bei den Negativsymptomen fällt etwas im Erleben weg. So kann es beispielsweise zu einer Abnahme von Gefühls­regungen oder zu einem sozialen Rück­zug kommen. Die negativen Symptome sind normalerweise schon vor der ersten akuten Krankheitsphase vorhanden (Prodromal-Phase) und bleiben in vielen Fällen als Restsymptomatik auch noch darüber hinaus (Residual-Phase) bestehen.

Bei den Positivsymptomen hingegen kommt etwas im Erleben dazu. Darunter zählen beispielsweise Halluzinationen oder Wahnvorstellungen. Die positiven Symp­tome treten vor allem in der akuten Krankheitsphase in den Vordergrund.

Neben den positiven und negativen Symptomen können auch kognitive Defizite bei den Betroffenen auftreten, also Beeinträchtigungen im Bereich der Konzentrationsfähigkeit oder Gedächtnisleistung.7 7. Schizophrenia, National Institute of Mental Health, NIH Publication No. TR 15-3517.

Im Fokus: Negativsymptomatik

Negativsymptome wie Gleichgültigkeit, Antriebslosigkeit und Sprachverarmung sind wesentliche Charak­teristika bei Schizophrenie und bei anderen psychotischen Erkrankungen weniger ausgeprägt. Sie beein­flussen häufig Ihre Lebensqualität und den Langzeitverlauf.8 8. Unger A et al. Negativsymptome in der Schizophrenie und ihre Differenzialdiagnose. Psychopraxis, Neuropraxis. 2018; 21 (2): 73-78. 50 bis 80 % der Betroffenen ent­wickeln mindestens ein Negativsymptom, das sich auf ihren Alltag auswirkt und sehr belastend für die Patienten ist.7 7. Schizophrenia, National Institute of Mental Health, NIH Publication No. TR 15-3517. So tragen die Negativsymptome maßgeblich zu einem schlechteren Funktionsniveau im Beruf und zur Beeinträchtigung Ihrer sozialen Interaktion bei. Außenstehende können das Vorliegen einer Negativ­symptomatik an der großen Ähnlichkeit zu Symptomen einer Depression erkennen.

Behandlung der negativen Symptome

Die Therapie der Negativsymptomatik stellt eine Herausforderung dar. Durch intensive For­schungs­­arbeit stehen aber immer bessere Medikamente (Antipsychotika, Neuroleptika) zur Verfügung. Konnten früher nur die Positivsymptome medikamentös behandelt werden, so gibt es jetzt auch Präpa­rate, die die Negativsymptomatik vermindern können. Diese modernen Neuroleptika bedeuten einen entscheidenden Fortschritt bei der Behandlung der Schizophrenie.

Einen gewissen Einfluss auf die Therapie der Negativsymptomatik haben auch psychosoziale Behand­lungsoptionen wie soziales Kompetenztraining
(Ausbau von sozialen Fertigkeiten durch Gruppentraining) und kognitive Verhaltenstherapie (Beschäftigung mit persönlichen Einstellungen und Erwartungen).8 8. Unger A et al. Negativsymptome in der Schizophrenie und ihre Differenzialdiagnose. Psychopraxis, Neuropraxis. 2018; 21 (2): 73-78. Beispielsweise können Ihnen Gruppentrainings und dadurch angestoßene Aktivitäten helfen, die untätig ver­brachte Zeit zu reduzieren und einer Unterforderung entgegenzuwirken. Das bestärkt Sie und andere Betrof­fene. Schrittweise können Sie so an mehr und längeren Unternehmungen mit Freunden und der Familie teil­nehmen. Dies ist eine gute Grundlage dafür, dass sich langsam eine Tagesstruktur bei Ihnen einspielen kann.
Es wirkt sich zudem günstig aus, wenn Ihre Angehörigen einfühlsam mit Ihnen kommu­nizieren, auch wenn Sie sich nicht immer kooperativ verhalten können. Die drei genannten Punkte tragen dazu bei, dass Ihre Rückfallrate vermindert und eine längere Symptomfreiheit erreicht werden kann.

Plus-/Positivsymptome

Den typischen Krankheitsverlauf gibt es nicht

Der Satz „Schizophrenie ist nicht gleich Schizophrenie.“ bringt die Herausforderung der Erkrankung auf den Punkt. Ihr individuelles Krankheitsbild, seien es die ersten Symptome oder deren Entwicklung, ist bezeichnend. Die Symptome Ihrer Schizophrenie können permanent bestehen bleiben, es kann aber auch
zu einer Verbesserung bis hin zu einem längeren Ausbleiben der Symptome (Remission) kommen.

Die Schizophrenie verläuft in aufeinander folgenden Phasen9 9. Oertel V, Hänsel F. Aktiv für die Psyche, Sport und Bewegungsinterventionen bei psychisch kranken Menschen. Springer. 2016

Prodromalphase

Der schleichende Beginn einer Schizophrenie, in der häufig erste Nega­tiv­symptome (z. B. An­triebslosigkeit, sozialer Rückzug, Leistungsabfall) auftreten können.

Akutphase

Die Akutphase ist vor allem durch deut­lich erkennbare Positi­vsymp­to­­matik (z. B. Wahn­vor­stellungen, Hallu­­zina­tion­en) geprägt. Häufig ge­langen Pati­en­ten erst in dieser Phase in Behand­lung. So­bald die Therapie ihre Wir­kung zeigt, erleben viele Betroffene eine Stabi­li­sierung ihres Zustandes.

Residualphase

Nach der Akutphase kommt es nicht selten zu einer Resi­du­al­phase, in der erneut die Nega­tiv­symptomatik überwiegt. Diese Phase ist von Patient zu Patient unterschiedlich. Manch­­mal tritt sie gar nicht auf, manch­­mal bleibt sie dauerhaft be­stehen. Auch Rückfälle in die akute Phase können damit ver­bunden sein. Mit modernen Anti­psychotika lassen sich diese Rückfälle minimieren.

In der Residualphase ist vor allem die Medikamentengabe wichtig

Während dieser „Es-geht-mir-doch-gut-Phase“ ist es für die Betroffenen oft naheliegend, über eine Redu­zierung der Medikamente nachzudenken oder es mit der Regelmäßigkeit der Einnahme nicht mehr so genau zu nehmen. Leider können Sie damit einen Rückfall provozieren, der Ihre bisher erreichten Erfolge gefährdet. Ein gutes Netzwerk aus Angehörigen und betreuendem medizinischen Personal kann hier unterstützen. Bei Fragen bezüglich der Medikamente können Sie sich jederzeit in einem vertrauensvollen Gespräch an Ihren behandelnden Arzt wenden.

Behandlung von Schizophrenie

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Behandlungsmöglichkeiten

Die Behandlungsmöglichkeiten bestehen aus zwei Bausteinen: der medikamentösen Therapie und der Unterstützung der Betroffenen durch nicht-medikamentöse Maßnahmen, wie Sozio- und Psychotherapie.

Der Fokus sollte jedoch auf einer guten Einstellung Ihrer medikamentösen Therapie liegen. Denn damit können Ihre schizophrenen Symptome (in akuten Phasen) reduziert bzw. ihrem Wiederauftreten nach einer Remissions­zeit (Rückfallrisiko) entgegengewirkt werden. Die dafür verwendeten Medikamente werden Antipsychotika oder Neuroleptika genannt.

Antipsychotika kommen schon seit den 1950er Jahren zum Einsatz und erwiesen sich seitdem vor allem hinsichtlich der Behandlung positiver Symptome, wie z. B. Halluzinationen, als effektiv und wirksam. Diese „alte Generation“ der Antipsychotika, auch typische Antipsychotika genannt, weist allerdings teilweise starke, unangenehme Nebenwirkungen auf, weshalb sie von vielen Patienten vermieden wird. Die neue Generation der Antipsychotika, die atypischen Antipsychotika, sind in vielen Fällen besser verträglich und erhöhen so die Wahrscheinlichkeit, langfristig von einer Therapie zu profitieren.10 10. https://www.diepta.de/news/themen/repetitorium-schizophrenie-teil-3-535008/ (letzter Aufruf: 08.11.2018). 11 11. Leopold K et al. Frühdiagnostik und -behandlung der Schizophrenie. Psychopharmakotherapie 23. Jahrgang. 2016.

Die atypischen Antipsychotika besitzen noch andere Vorteile:

  • Die atypischen Antipsychotika wirken wie die typischen Antipsychotika effektiv auf die Positivsymptome, wie z. B. Wahnvorstellungen oder Halluzinationen.10 10. https://www.diepta.de/news/themen/repetitorium-schizophrenie-teil-3-535008/ (letzter Aufruf: 08.11.2018).
  • Darüber hinaus zeigen die modernen Antipsychotika im Vergleich zu den älteren Typika eine etwas bessere Wirksamkeit auf die Negativsymptomatik (Antriebslosigkeit, Interesselosigkeit, sozialer Rückzug, verminderte emotionale Reaktionen).10 10. https://www.diepta.de/news/themen/repetitorium-schizophrenie-teil-3-535008/ (letzter Aufruf: 08.11.2018).

Fazit

Dank des medizinischen Fortschritts steht Ihnen eine Vielzahl an Therapiemöglichkeiten zur Auswahl. Dadurch kann eine individuelle und zielgerichtete Behandlung für Sie ge­funden werden. Sie erhalten so die Möglichkeit, weitgehend symptomfrei wieder mehr Interesse und Freude an Aktivitäten zu erleben und Ihre Lebensqualität deutlich zu steigern.10 10. https://www.diepta.de/news/themen/repetitorium-schizophrenie-teil-3-535008/ (letzter Aufruf: 08.11.2018).

Wie wirken Antipsychotika?

Sinneseindrücke, Gedächtnis und Verhaltensweisen – Ihr Gehirn übernimmt zahlreiche lebens­wichtige Aufgaben. Bei näherer Betrachtung ist dieses Organ ein ständig kommunizierendes Netzwerk, das aus Milliarden von Nervenzellen besteht. Komplexe Stoffwechselprozesse sorgen dafür, dass Ihre Nervenzellen untereinander kommunizieren können und so mitein­ander in enger Verbindung stehen. An diesen Vorgängen sind eine Reihe von körpereigenen Botenstoffen beteiligt. Nach heutigem Wissensstand liegt bei einer Schizophrenie ein Ungleichgewicht bestimmter Botenstoffe in Ihrem Gehirn vor.

Die Folge: Störungen in der Informationsaufnahme und Informationsverarbeitung in Ihrem Gehirn. Antipsychotika greifen in den gestörten Botenstoffwechsel ein und können zu einer ausgeglicheneren Kommunikation zwischen Ihren Nervenzellen führen.

Mit Hilfe von Psycho- und Soziotherapie erhalten Sie lebenspraktische Hilfe, um Ihre vorhandenen Ressour­cen zu aktivieren und um Sie zur Selbsthilfe zu bewegen. Diese Therapieangebote helfen Ihnen dabei, eine erhöhte Widerstandskraft (Resilienz) gegenüber für Sie kritischen Situationen zu entwickeln und können Ihre Einstellung gegenüber der Therapie (Compliance) positiv beeinflussen. Zudem erleichtern Ihnen Selbsthilfegruppen und ein sozial­psychiatrischer Dienst die Wiedereingliederung in den Alltag. Durch die verschiedenen Therapieangebote können Ihnen eine Alltagsgestaltung außerhalb der Psychiatrie (ambulant) ermöglicht und erforderliche Klinikaufenthalte verkürzt werden.

Nicht zu unterschätzen

Egal ob malen, musizieren oder laufen – auch ein Hobby kann einen beträchtlichen Anteil zu Ihrer Krankheitsbewältigung beitragen.

Sobald Du Dir vertraust, sobald weißt Du zu leben.

Johann Wolfgang von Goethe

Tipps für Betroffene und Angehörige

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Tipps für Betroffene und Angehörige

Was tun als Betroffener?

Häufig ist es mit einer gewissen Erleichterung verbunden, wenn Patienten (endlich) die Diagnose erhalten, die viele Verhaltensweisen erklärt. Oft hilft es Ihnen als Betroffenem auch, wenn Sie das Versteckspiel um Ihre Antriebslosigkeit und soziale Isolation vor Angehörigen nicht weiter durch­halten müssen. Durch Medikamente und psychologische Unterstützung kann Ihrem schizophrenen Erleben zum ersten Mal etwas entgegengesetzt werden.

Damit Sie keinen Rückfall erleiden, sollten Sie folgende Punkte beherzigen:

Was tun als Angehöriger?

Die Diagnose Schizophrenie ist für Sie als Angehörigen niederschmetternd. Die Fragen, was Sie hätten tun können und warum Sie es nicht schon früher gemerkt haben, sind oft quälend. Doch häufig können die Betroffenen die Krankheit bzw. deren Anzeichen geheim halten.2 2. Hell D, Schüpbach D. Schizophrenien – Ein Ratgeber für Patienten und Angehörige. Springer. 2016; IX; 154: 8. Somit ist es für Sie als Angehörigen schwer, sich ein aktuelles Bild über die Betroffenen zu machen.

Nachfolgend bietet Ihnen die Liste einen Überblick, wie Sie als Angehöriger mit Ihrer Situation besser zurechtkommen können:


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Bildnachweise:
Titelbild:©lightpoet
Man am Wasser: ©KarlGroße, Fotos shutterstock
Mischpalette: ©Syda Productions
Gitarre: ©Sergey Nivens